Frauke Lührs nimmt mit dem Heidelberger Institut für Jugendmanagement an einer Expedition auf den Azoren teil. Sie berichtet für unsere Homepage von ihren Aktivitäten.

Reisetage 19.06.15 – 20.06.15

Nachdem wir alle in der Zentrale der IJM eingetroffen waren, fand das erste „ComeTogether“ statt. Wir machten ein Brainstorming zu unseren Forschungsgebieten: Wale und Delfine, Flora und Fauna, Klima und Vulkanismus und MKS (Menschen, Sprache, Kulturen). Zusätzlich gibt es ein Medienteam, welches über die aktuelle Forschungslage berichten wird.

Die groben Fragmente der Zielsetzung wurden besprochen und weiter verfeinert, sodass wir nun mit klaren Zielen die Expedition starten können.

Nach knappen zwei Stunden Schlaf sind wir mit dem Bus zum Frankfurter Flughafen gefahren, wo wir dann um 6:10 Uhr in den Flieger Richtung Lissabon stiegen. In Lissabon angekommen, erwarteten uns sechs Stunden Aufenthalt, die wir für die Konkretisierung der Zielsetzungen nutzten. Außerdem suchten die einzelnen Teams nach den passenden Methoden, um unsere Ziele optimal verwirklichen zu können. Somit haben wir unser genaues Vorgehen für die folgenden Forschungstage bereits festgelegt.

Gegen 16:00 traten wir die letzte Etappe unserer Reise an. Von Lissabon flogen wir etwa drei Stunden auf die Azoreninsel Pico. Je näher wir unserem Ziel kamen, desto mehr spürte man die Freude jedes einzelnen Teammitgliedes. Von Neugier gepackt, erwarteten wir hoffnungsvoll die Landung auf der Insel und schauten gespannt von oben auf die Azoren hinab.

Bevor wir die Jugendherberge bezogen, musste erstmal sichergestellt werden, dass es auch jedes Gepäckstück auf die Insel geschafft hatte. Auch diese Hürde wurde gemeistert und der Bustour zu unserer Herberge stand nichts mehr im Wege.

Mit einer kleinen Stärkung im Magen präsentierten wir bis spät in die Nacht unsere zuvor erarbeiteten Zielsetzungen und Methoden. In den nächsten Tagen wird sich zeigen, wie effizient und diszipliniert wir arbeiten. Denn davon ist die Anzahl der Stunden, die wir schlafen, abhängig.

Begleitet werden wir von Roland Edler, dem Wal- und Delfinexperten des Delphinariums des Duisburger Zoo.

Nun sind alle Vorbereitungen abgeschlossen und voller Spannung erwarten wir den ersten Forschungstag.

1. Forschungstag

Nach dem Frühstück (07:30 Uhr) sind wir mit den Kleinbussen zu dem Hafen Lajes gefahren. Dort wurden wir erst mal vor das Problem gestellt, dass unser Schnellboot einen Motorschaden hat. Dieses konnte jedoch schnell behoben werden, weshalb wir mit einer kleinen Verspätung auf den Atlantik hinaus fuhren.

Da unser Kapitän in ständigem Funkkontakt mit Beobachtern an Land stand, konnte er uns schnell zu verschiedenen Sichtungspunkten fahren. Mit an Bord befand sich eine englischsprachige Meeresbiologin des „Aqua-Azores“ Teams.

Als erstes konnten wir das zweitgrößte Lebewesen der Erde bestaunen, eine kleine Gruppe von Finnwalen. Bei jeder Sichtung wurde ein vorher angefertigter Bogen ausgefüllt, entsprechend unserer Zielsetzungen. Alle halfen dem Wal- und Delfinteam die einzelnen Punkte abzuarbeiten, wie zum Beispiel das Herausfinden der Gruppengröße (Alt- und Jungtiere), das Messen der Atemfrequenz sowie das Festhalten der Fundorte mithilfe eines GPS-Gerätes.

Insgesamt sahen wir fünf verschiedene Arten. Neben den Finnwalen betrachteten wir einige Pottwale, Sowerby-Delfine, Risso-Delfine und Gemeine Delfine. Von den gemeinen Delfinen begegneten uns im Verlaufe des Tages mehrere Gruppen mit einigen Jungtieren. Aber auch bei den Finnwalen und den Risso-Delfinen gab es ein paar Jungtiere zu entdecken/beobachten. So kamen wir mit einer Menge an Daten zurück, nachdem wir zweimal drei Stunden auf dem Wasser verbracht hatten.

Die anderen Teams erarbeiteten sich für jedes Themengebiet fünf Ergebnisse zum Auswerten. Bevor wir mit den Präsentationen über die einzelnen Forschungsgebiete beginnen konnten, mussten alle Daten ausgewertet werden und in einen Tagesbericht verfasst werden.

Wir erlebten einen spannenden ersten Forschungstag und erwarten mit Freude den nächsten.

Die Wal-Fotos sind von Roland Edler, dem Wal- und Delfinexperten aus dem Delphinarium aus dem Zoo Duisburg.

3. Forschungstag

Nach wenigen Stunden Schlaf, startete ich recht munter in den nächsten Forschungstag. Heute bin ich mit Ann-Justine im MKS – Team. Das heißt, wir sind für Menschen, Sprache und Kultur verantwortlich. Es ist festgelegt, dass wir jeden Tag in jedem Team mindestens fünf Datensätze bekommen. Da wir morgens wieder auf das Meer hinausgefahren sind, haben wir in der Mittagspause in Lajes Menschen befragt. Wir stellten z. B. die Fragen, ob der Tourismus für die Einwohner wichtig ist oder ob der Walfang heute noch von Bedeutung ist.

Wir konnten heute Morgen den Trueschnabelwal sichten. Wie gewohnt halfen wieder alle dem Wal- und Delfinteam beim Festhalten der Daten (Geschwindigkeit, Atemfrequenz, verhalten gegenüber Menschen, Erstsichtung, Letztsichtung, GPS-Daten, Hydrophonaufnahmen und noch mehr).

Heute Nachmittag haben wir öfter am Straßenrand angehalten. So konnte das Flora-und Faunateam mit der Unterstützung von uns allen viele Aufnahmen von Pflanzen und Tieren machen.

Unsern Forschungstag beendeten wir mit Schnorcheln im Meer.

Es ist gerade 23:00 Uhr. Wir haben die MKS-Auswertung bereits geschrieben und auch die Power Point ist nun fertig. Gleich werden wie jeden Abend die Ergebnisse präsentiert. Anschließend bekommt jede Gruppe ein Feedback.

Es war ein interessanter Forschungstag und das Befragen der Einheimischen hat mir Spaß gemacht. Hoffentlich können wir heute früher ins Bett als gestern.

4. Forschungstag

Heute bin ich mit zwei Kollegen im Team Flora und Fauna.

Morgens waren wir wieder mit dem Boot draußen auf dem Meer. Ich habe heute eine Aufnahme von Rissodelfinen mit dem Hydrophon gemacht, außerdem habe ich die Saliniät und den pH-Wert des Wassers gemessen. Es ist selbstverständlich, dass man andere Teams unterstützt, wenn man gerade keine Daten für seinen eigenen Forschungsbereich ermitteln kann. In der Mittagspause haben wir Fotos von Tieren und Pflanzen gemacht. Für die Ermittlung der Höhe des Baumes haben wir den Strahlensatz verwendet.

Dann ging es Nachmittags wieder auf das nun aufgewühlte Meer. Forschen bedeutet auch warten, denn bei hohen Wellen ist es sehr schwer für uns Tiere zu sichten. Auch der Vigia an Land kann bei diesen Bedingungen nur schwer Tiere sichten und somit erhielt unser Skipper auch nur wenig Information über die Aufenthaltsorte von Walen und Delfinen. Die zweite Ausfahrt heute hat sich angefühlt wie Rafting, wir wurden alle pitsch nass und die Kapuze meiner Regenjacke war die ganze Zeit tief in mein Gesicht gezogen. Trotz dem hohen Wellengang ging es mir an Bord noch richtig gut. Leider konnten wir nur kurz eine Gruppe von Rissodelfinen sehen. Das Messen der Atemfrequenz war nicht möglich, weil meist die großen Wellen die Sicht auf die Delfine verdeckten. So peilten wir bereits nach 2,5h den Hafen wieder an, weil die Bedingungen für das Whale Watching heute Nachmittag nicht für das Forschen geeignet waren.

Wir haben uns im Team Flora-Fauna als Ziel gesetzt, einen Pflanzen- und Tierkatalog zu erstellen. Es gibt neben dem Namen der Art, ein Foto, den Fundort, das Aussehen und die Verwendung. Zudem stellen wir noch fest, ob diese Art auch in Deutschland zu finden ist.

Wir müssen morgen alle unsere Arbeitsweise umstellen, damit wir mehr Schlaf bekommen.